Dienstag, 19. August 2014

 In der Luftnachrichten-Datenbank wird das Funkfeuer Ida I unter 53902 Mahlberg (Bad Münstereifel) geführt. Zu diesem Thema veröffentlichte der Verfasser bereits in der Festschrift 1100 Jahre Mahlberg 893-1993 und im Beitrag: Ereignisse des 2. Weltkrieges im Münstereifeler  Höhengebiet, Jahrbuch Kreis Euskirchen 1995, S. 86-95.
 Über die Unterstützung  durch das Funkfeuer bzw. zur Orientierung deutscher Flugzeuge im Kampf gegen alliierte Flieger im Zuge des Bombenkrieges gegen das Deutsche Reich ist bereits von  mehreren Autoren anderweitig berichtet worden.
So ist z.B. Ida in der von Karl-Otto Hoffmann herausgegeben Schrift zur Geschichte der Luftnachrichtentruppe,Band II-Der Weltkrieg,Teil 1-Flugmelde-und Jägerleitdienst 1939- 1945- anlässlich von Nachtjäger-Einsätzen zur Bekämpfung anglo-amerikanischer  Bomberverbände mehrfach erwähnt worden.
Es wird dort geographisch bei Münstereifel genannt ist auch kartographisch als schweres Funkfeuer mit Stand vom August 1944 aufgeführt. Anbei eine Übersichtskarte mit den einzelnen Standorten.
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 Daher soll hier nur noch einmal kurz auf die Technologie einer solchen Anlage mit Beifügung einer Skizze eingegangen werden.
 Auf einem Nebengipfel des Michelsberges bei Mahlberg, dem ca. 580 m NN hohen Hohberg, installierte die Luftnachrichtengruppe  der deutschen Wehrmacht während des zweiten Weltkriegs die Funkstation bzw. das Funkfeuer mit dem Codenamen Ida.
Die Funkstation bestand aus drei mobilen Geräten mit folgenden Funktionen:

A) Leitfunk zur Orientierung der deutschen Flugzeuge, insbesondere der Nachtjäger gegen feindliche
alliierte Flugzeuge mit 100-Watt-Empfänger und einem Radius von 200-300 km.

B) Suchfunk oder Suchradar mit einem Radius bis zu 100 km.

C) UKW-Sprechfunk für die Kontakte zu den Gefechtsstationen.

Eine solche Funkfeuer-Station hatte in der Regel eine Besatzung von acht Personen und unterstanden den Flugmeldekompanien ( mot )als fester Bestandteil der Organisation des Flugmeldedienstes.
Dieser wiederum unterstand dem sogenannten Luft-Gau-Kommando.
In den Befehlsständen der Funkstationen fanden mehrere Soldaten,ein Offizier,ein Feldwebel und mehrere Funker Platz.
Zum Schutz waren die Kabinen mit Wellblech überdacht und der Suchradar war in einem Betonbunker untergebracht. Zwei Suchscheinwerfer und ein Aggregat vervollständigten die Ausstattung dieser mobilen Funkstation.
Von Heinrich Schuch, er war im 2. Weltkrieg Mitarbeiter der Luftgau-Nachrichtentruppe, Kommando Brüssel, sind diese Angaben mündlich überliefert worden und von ihm stammt nachstehende Skizze einer solchen Anlage.


 Gemäß den Eintragungen im Kriegstagebuch des Oberkommandos West ( OKW) vom 15. Februar 1945 im Rahmen eines Nachtjägereinsatzes  gegen schwere Großeinflüge feindlicher Flugzeugverbände befand sich das Schwere Funkfeuer Ida entgegen anderer Berichte in der Literatur,die von einer Verlegung auf die rechte Rheinseite sprechen, noch am Hohberg bei Mahlberg.
Darin steht u.a.: Die Nachtjäger wurden sofort zum Funkfeuer bei Münstereifel dirigiert, das auf der neu erkannten Flugroute lag. Die zu Funkfeuer Ida befohlenen Nachtjäger wurden dann auf die Verfolgung der Hauptverbände geschickt.....".An anderer Stelle steht: " Die erneut nach Köln (Richtung Funkfeuer Ida) und später nach Frankfurt befohlenen Nachtjäger konnten den dann folgenden Großverband in Richtung Mannheim ,später nach Chemnitz abdrehend, wegen der Düppelstörungen auch bei den SN 2-Bordgeräten nicht sicher auffinden ".

Im Umkreis von IDA I kam es während des Krieges einige Male zu Abschüssen und Abstürzen sowohl anglo-amerikanischer Bomber als auch von deutschen Jagdflugzeugen. Zunächst stürzte in der zur Mutscheid gehörenden Ortschaft Esch, offensichtlich nach Beschuss durch deutsche Jagdflugzeuge ein alliierter Bomber ab.Von der Flugzeugbesatzung kam einer ums Leben, die anderen retteten sich mit dem Fallschirm und wurden wenig später im Wald gefangen genommen. Gemäß Auskunft der Arbeitsgemeinschaft Luftkriegsgeschichte handelte es sich um eine Maschine des Typs B-17.
Die gleiche Quelle berichtet, dass am 23.12.1944 ein deutscher Pilot aus seiner FW 190 bei Reckerscheid aussteigen musste und mit dem Fallschirm landete. Außerdem soll bei Schönau eine BF 109 abgestürzt sein, wobei sich der Pilot ebenfalls mit dem Fallschirm retten konnte.
Während der sog. Ardennenoffensive der deutschen Wehrmacht stürzte in der ersten Januarhälfte 1945 ein deutsches Kampfflugzeug  vom Typ ME 109 nach dem Abschuss während eines Luftduells  mit einer englischen Spitfirer-Maschine nur wenige hundert Meter von dem Standort Ida I entfernt über der Waldflur Oedert neben der Gemarkung Ellert in ein Waldstück.Der Pilot rettete sich auch hier aus der direkt abstürzenden  Maschine mit dem Fallschirm und landete in einer Baumkrone,überlebte den Absturz aber mit Verletzungen an der Schulter.In der Nähe arbeiteten Waldarbeiter,die den Absturz der Maschine und den Absprung des Piloten mit dem Fallschirm beobachteten.Sie befreiten ihn,indem sie den Baum fällten und trugen den Verletzten auf einer provisorischen Trage nach Mahlberg,Dort wurde er in einer Sanitätsstelle verarztet.Von dem Piloten,der mit seiner ME 109 vom Flughafen Butzweiler Hof in Köln startete,erfuhren die Waldarbeiter unterwegs die Typenangabe der englischen Maschine.

                                          deutsches Übungsflugzeug

sog. fliegende Festungen im Einsatz

                                rechts amerikanischer Bomber Yankee Doodle mit der Serien-Nummer 41-9023

                            links: diese B17G ist die berühmte "A Bit o`Lace`" der 711th BS.447th BG
                            rechts:diese B-17G-55 wurde unter der Bezeichnung KJ 109 von der RAF betrieben

Ob die Funkeinrichtung von Ida beim Einmarsch der US-Truppen am 7.März 1945 diesen unversehrt in die Hände fielen, wie Peter Lethert aus Mahlberg berichtete, lässt sich nicht bestätigen.

Ein Foto von der Anlage oder der Belegschaft gibt es nicht.Nur eine Aufnahme von der damaligen und heute nicht mehr existierenden Mahlberger Heide zeigt die Vegetation in  der Nähe des einstigen Standortes des Funkfeuers Ida I.

Etwa 5 km westlich vom Standort von Ida befand sich am 501 m NN hohen Hollerberg zwischen den Ortschaften Holzmülheim und  Bouderath eine Bunkeranlage bzw. Stellung der LVZ West wohl zur Absicherung des Funkfeuers und auch des FHQ "Felsennest" bei Rodert . Auf dem Hollerberg finden sich heute noch die Reste der durch die US Army gesprengten Bunker.Die Überbleibsel aus Beton hat man inzwischen beseitigt,so dass nunmehr nur noch tiefe Kuhlen von dem früheren Standort der Bunkeranlage künden.

Edgar Fass

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